Es ist Fastnacht, als Vianne Rocher mit ihrer kleinen Tochter Anouk in das französische Städtchen Lansquenet-sous-Tannes kommt. Direkt am Kirchplatz eröffnet sie eine Pâtisserie, einen kleinen Tempel für feinste Schokoladen. Für Francis Reynaud, den Dorfpfarrer, ist diese Art der „himmlischen Verführung“ absolut unakzeptabel. Rigoros verbietet er den Mitgliedern seiner Gemeinde jeden Umgang mit Vianne - und wird zu ihrem großen Gegenspieler. Auf äußerst amüsante Weise prallen zwei Lebenshaltungen aufeinander, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Die Abneigung gegen alles Fremde auf der einen Seite, Offenheit und Genuss auf der anderen. Reynaud sieht in Vianne, der alleinerziehenden Mutter einer unehelichen Tochter, die sich um die am Fluss lebenden Manouches kümmert, die Verkörperung des Bösen. Während sich Viannes Chocolaterie zum neuen Mittelpunkt des Dorfes entwickelt, flüchtet sich der Dorfpfarrer in immer verzweifeltere Beichten und Gebete, Intrigen und Verschwörungstheorien. Das Althergebrachte fühlt sich vom Modernen bedroht. Was bleibt ihm letztlich anderes übrig, als alles auf eine Karte zu setzen?
Martin Mühleis konzentriert sich in seiner Bühnenbearbeitung des Romans von Joanne Harris, dessen Verfilmung mit Juliette Binoche und Johnny Depp in den Hauptrollen Anfang der 2000er Jahre zum oscarnominierten Kinohit wurde, nicht auf die exotische Liebesgeschichte, sondern auf den Hauptkonflikt zwischen Francis Reynaud und Vianne Rocher. Mit großer Leichtigkeit packt er so zwei relevante, gesellschaftspolitische Themen, Misogynie und Fremdenfeindlichkeit, in eine Komödie. Zahllose TV-Produktionen machten Ann-Kathrin Kramer zu einer der beliebtesten deutschsprachigen Schauspielerinnen. Seit vielen Jahren ist sie mit Harald Krassnitzer verheiratet, dem wunderbaren Wiener „Tatort“- Kommissar. Der Grantler und die charmante Verführerin - zwei Figuren, die dem sympathischen Schauspieler-Paar geradezu auf den Leib geschneidert sind.
Ihre erste Filmrolle hatte Ann-Kathrin Kramer im Jahr 1993. Seitdem wirkte sie in zahlreichen Film- und Fernsehproduktionen mit, unter anderem als Maren Rieger in »Die Konkurrentin« und in der Rolle der Manuela im erfolgreichen Kinofilm »Das merkwürdige Verhalten geschlechtsreifer Großstädter zur Paarungszeit«, in dem sie an der Seite von Christoph Waltz spielte. Mit dem Grimme-Preis wurde »Abgehauen« ausgezeichnet, ein Fernsehfilm von Frank Beyer nach einem Drehbuch von Ulrich Plenzdorf, der die tatsächlichen Ereignisse um die Ausbürgerung des Liedermachers Wolf Biermann aus der DDR behandelt. Es folgten vielbeachtete TV-Produktionen wie der zweiteilige Fernsehfilm »Im Schatten der Macht« und der Fernsehkrimi »Die Nonne und der Kommissar«. Eine historische Rolle hatte sie 2010 an der Seite von Armin Rohde in dem Märchenfilm »Der Meisterdieb« als Gräfin Greta. 2013 verkörperte Ann-Kathrin Kramer in »Alles für meine Tochter« die Lehrerin Ines Erdmann, die ihre Tochter zur Adoption freigegeben hatte und diese nach etlichen Jahren in ihrer Schulklasse wiedersieht. Auch als Drehbuch- und Kinderbuch-Autorin hat sich Ann-Kathrin Kramer einen Namen gemacht.
Einem breiten Publikum bekannt wurde Harald Krassnitzer als »Der Bergdoktor«, in der Rolle der beliebten Titelfigur der gleichnamigen ZDF-Serie. In Miguel Alexandres »Der Pakt« gab Harald Krassnitzer 1996 an der Seite des jungen Daniel Brühl sein Filmdebüt. Zwei Jahre später war er in dem SAT.1-Thriller »Hurenmord« erstmals an der Seite von Ann-Kathrin Kramer in der Titelrolle des Priesters Thomas Fauser zu sehen. Seit 21 Jahren ist er in der »Tatort«-Reihe als Ermittler Moritz Eisner im Einsatz. 2000 und 2008 wurde er mit der »Romy«, dem Österreichischen Filmpreis, als Beliebtester Seriendarsteller ausgezeichnet. 2014 wurde ihm für seine schauspielerische Leistung in der Folge »Angezählt« der Grimme-Preis verliehen. Unzähligen Fernsehspielen hat Harald Krassnitzer mit seinem Spiel zum Erfolg verholfen. So spielte er unter anderem in Jo Baiers »Stauffenberg« (2004) einen der Widerstandskämpfer des 20. Juli 1944.
Martin Mühleis ist Regisseur, Produzent und Verleger. Mehr als fünfzehn abendfüllende Filme hat er als Autor und Regisseur gedreht – für den SDR, den Bayerischen Rundfunk, den WDR, Radio Bremen und das ZDF. In seinen Bühnenarbeiten hat Mühleis eine eigene Form entwickelt, eine »Architektur aus Sprache, Musik, Lichtdesign und Schauspiel«, wie der Berliner Tagesspiegel es nannte. Es gelingt ihm, Literatur für die Bühne zu adaptieren, ohne sie in Struktur, Rhythmus und Sprache zu verändern. Aus den literarischen Vorlagen entstehen auf diese Weise eigene Bühnenwerke, die den Zuschauer zum Mitgestalter machen. Mühleis’ reduzierte, kargen Erzählformen bewirken, dass ein wesentlicher Teil der Geschichte in der Phantasie des Betrachters entsteht.